Monatsobjekt März 2014
Saucière mit Umdruckdekor
Als Monatsobjekt für den März 2014 habe ich ein Deckelgefäß ausgewählt, das wohl als Saucière diente (der Löffel dazu fehlt leider). Die Besonderheit bei diesem Produkt aus der Wiener Porzellanmanufaktur besteht darin, daß der Dekor nicht gemalt wurde, sondern mittels Umdruck entstand.
Druckverfahren auf Keramik waren seit dem 18. Jahrhundert bekannt; sie erfuhren im Laufe der Zeit ständig Verbesserungen, die in Österreich vor allem durch die Berichte in den "Jahrbüchern des kaiserlichen königlichen polytechnischen Institutes in Wien" verbreitet wurden (ein entsprechender Artikel erschien 1822). In meiner Publikation "Wiener Porzellan – Original, Kopie, Verfälschung, Fälschung" (Wien 1979) habe ich den Umdrucktechniken und ihrer Verwendung in der Wiener Manufaktur ein ausführliches Kapitel gewidmet (S. 472 ff.). Im Tagebuch des Obermalers Friedrich Reinhold ist die erste Erwähnung von Druck in der Manufaktur enthalten: "827 den 3 März ist ein großes Service nach Hof abgegeben worden wo die Adler in Kupfer abgedruckt waren" (Zitat aus: Wiener Porzellan, Original, Kopie, Verfälschung, Fälschung, S. 474).
Die Terrine ist mit dem Untersatz fest verschmolzen. Dieser mißt 19,6 cm im Durchmesser (Gesamthöhe der Terrine mit Untersatz: 12,2 cm). Als Kennzeichnung sind die Blindstempel von Bindenschild und Weißdrehernummer (wohl Nr. 22 = Ferdinand Zillich) gut erkennbar, der Jahresstempel ist leider nur undeutlich zu sehen (eine dreistellige Zahl im umgebenden Queroval kennen wir aus den Jahren 1838 und 1839; Beispiele sind abgebildet auf S. 17 meiner Publikation über "Wiener Porzellan, Formen und Dekore des Biedermeier").
Die Bordüren bestehen aus Ornamenten in hellem, schwarz konturiertem Blau und Braun sowie Gold (auch diese Elemente sind schwarz gerahmt). Daß es sich um einen Druck und keine manuelle Malerei handelt, erkennen wir an den folgenden Bildern: das erste zeigt ein vollständiges Motiv, beim zweiten sehen wir den nicht ganz geglückten Zusammenstoß der Umdruckkanten; sie erscheinen in der Vertikale leicht verrutscht. Die umlaufenden Ornamentbordüren von Deckel und Untersatz bestehen aus jeweils vier Teilen, wie an den Zusammenstößen gut erkennbar ist.
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
Von meiner Publikation "Wiener Porzellan – Original, Kopie, Verfälschung, Fälschung" (Wien 1979) habe ich noch ganz wenige Archivexemplare, von denen ich einige abgeben kann. Die Publikation "Wiener Porzellan - Formen und Dekore des Biedermeier ist auf Bestellung (printing on demand) lieferbar. Eine Übersicht über meine Porzellanbücher finden Sie auf der Seite BÜCHER.
zur Übersicht der Monatsobjekte kommen Sie hier
Danke für Ihr Interesse an meiner Website. Wenn Sie meine aktuellen informationen erhalten wollen, nehme ich Sie gerne in mein
NEWSLETTER ADRESSBUCH
auf. Schreiben Sie an waltraud.neuwirth1@chello.at