Porzellan-Monatsobjekt Dezember 2014
Zwei Blätter der Porzellanfabrik Dallwitz
Einen interessanten Einblick in die Dekorationsmethoden von Porzellangeschirr gewähren uns zwei mit Abziehbildern versehene Blätter. Sie stammen von einem Wiener Porzellanhändler, dessen Firma heute nicht mehr besteht. Ob er diese Dekore bei der Dallwitzer Fabrik in Auftrag gab oder diese Fabrik ihm die Muster schickte, läßt sich nicht mehr feststellen.
Man sieht sehr deutlich die Blumenmuster, die als unregelmäßig beschnittene Abziehbilder (erkennbar durch die gelbliche Färbung des Grundes) auf dem Papier aufgebracht sind. Die Bedeutung der mit Bleistift angegebenen Nummern 10907 bzw. 13027 ist unbekannt (Dekornummern?).
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
Die Marke der 1804 von Johann Ritter von Schönau gegründeten Fabrik (zuerst Steingut-, später Porzellanerzeugung) enthielt im 19. Jahrhundert zumeist den Buchstaben D, manchmal auch den ganzen Namen DALLWITZ, je nach Eigentümer auch andere Marken:
Franz Fischer (F. F. D.), Franz Fischer und Franz Urfuß (F & U),
Riedel von Riedelstein (RR DALLWITZ, darüber eine Krone).
Im Keram-Adreßbuch von 1913 ist als Marke eine in die Masse gestempelte
Buchstabenkombination
D. F. angegeben.
In derselben Quelle finden wir noch folgende Angaben zur Fabrik (Keram-Adreßbuch 1913, S. 211, 212):
"Pröscholdt & Co., K. K. priv. Porzellanfabrik [ . . . ] Fabrikat: Tafel-, Kaffee-, Tee- u. Waschservice, Gebrauchsgeschirre. – Export nach allen Ländern. – Malerei, Druckerei. – 6 Oefen (Kanalfeuerung),
2 Fürbringer- u. 8 geschlossene Muffeln. Feuerung: Lignitkohle. – 500 Arb. – Musterl.[ager] u. Vertr.: Gustav Stähr, Hamburg, Alterwall 40; Brüder Bayer, Cairo; Charles Petit, Paris, Rue d'Hauteville 58; Kisch & Co., Amsterdam, Singel 318. – Niederl.[agen]: Las-Torres Gyula, Budapest IV,Vamház-körut 16. –
Prämiiert: Wien 1873, Anerkennungsdiplom; Triest 1882, Silb. Medaille. – Schlämmerei, Massemühle, Schamotteziegelei, Kaolin- u. Kohlenwerk durch Gleis mit der Porzellanfabrik verbunden [. . . ]."
Ab 1918 wurde die Firma zuerst der OEPIAG (Österreichische Porzellanindustrie A. G., Wirtschaftliche Vereinigung böhmischer Porzellan-Fabriken, Karlsbad) eingegliedert, die später in EPIAG (Erste böhmische Porzellanindustrie A. G.) umbenannt wurde. 1936 wie bereits zu Beginn gehörten folgende Fabriken zur selben Aktiengesellschaft: Aich, Altrohlau, Dallwitz, Elbogen, Pirkenhammer und Liquitz
(Compass Industrie und Handel, Čechoslovakei, Prag 1936, S. 512, 513).
In der Zwischenkriegszeit bestand die Marke aus den Worten bzw. Buchstaben
EPIAG D. F. CZECHOSLOVAKIA:
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Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Bezeichnung CZECHOSLOVAKIA durch GERMANY ersetzt:
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Von 1997 bis 2002 war die Produktion eingestellt. Heute firmiert das Unternehmen unter LOFIDA – PORCELÁN CZ s.r.o. In der Marke wurde sowohl nach 1945 als auch nach 2002 die Bezeichnung "Epiag" wegen ihres Bekanntheitsgrades beibehalten, in der jüngsten Marke ersetzte man das Dallwitzer D durch L (Lofida):
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BILDNACHWEIS:
Marke 1: Magda Mariássy a Kolektiv (Übersetzung aus dem Slowenischen von Josef Chládek): Prodej Skla a Porcelánu, o. O., 1966, S. 125
Marke 2: auf einem der Publikation von Marke 1 beigelegten Ausschnitt aus einem Buch (nicht identifizierbar)
Marke 3: Reinh. Seidel (Hrsg.): Porzellan, Bücherei der Warenkunde, Band 2, Anhang S. 6, Berlin 1935
(obwohl als Erscheinungsjahr 1935 angegeben wird, gibt es im Anhang ein "Verzeichnis der Porzellanfabriken
im Sudetengau und in der Ostmark". Das ist nur so zu erklären, daß man die erste, 1935 datierte Auflage unverändert nachgedruckt hat, und zwar unter Beibehaltung des ersten Erscheinungsjahres.
Die kurzen Firmengeschichten im Buchkern enthalten nämlich bereits Jahreszahlen nach 1935, beispielsweise 1936 und 1937.
Marke 4: http://cestovani.kr-karlovarsky.cz/de/pronavstevniky/Zajimavosti/Krajemporcelanu/Seiten/EPIAGDalovice.aspx
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
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