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PORZELLAN-MONATSOBJEKT OKTOBER 2016

EINE DECKELVASE

mit dem gefälschten Wiener Bindenschild

Vase mit gefälschtem Bindenschild

Vor kurzem erhielt ich aus Deutschland eine Anfrage über die oben abgebildete Vase.
Von all meinen Webseiten ist die über Porzellan die meistbesuchte, daher werde ich immer wieder mit Problemen konfrontiert, die sich auf den Bindenschild beziehen.
Allein die Form dieser Sockelvase mit Deckel ist typisch für zahlreiche Fälschungen, die nach Schließung der Wiener Porzellanmanufaktur (1864) entstanden, vor allem in Böhmen und Deutschland, und zwar bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.

Vase mit gefälschtem Bindenschild

Dieser Bindenschild ist gefälscht. Das allein würde zur Feststellung einer Fälschung nicht genügen. Aber es ist auch sehr wichtig, welche Kennzeichen fehlen: es gibt auf der Vase keinen Jahresstempel und keine Weißdrehernummer.

Vase mit gefälschtem Bindenschild

Beweis für eine Fälschung ist auch die Farbigkeit, die es so auf Wiener Porzellan nicht gibt.

Weiters entspricht auch die Goldornamentik nicht dem echten Reliefgolddekor des Wiener Porzellans der Sorgenthalzeit (1784-1805), der in mehreren Schichten übereinander aufgetragen wurde und sehr kostbar ist (der beste Golddessinmaler der Manufaktur war Anton Kothgasser mit der Malernummer 96 - diese gilt allerdings nur für das Ornament, nicht für figurale Darstellungen, Veduten, Blumen etc.).

Vase mit gefälschtem Bindenschild    Vase mit gefälschtem Bindenschild

Hier noch zwei Ansichten der Vase, links die Darstellung einer mythologischen Szene mit einem Hirten, Amor und einer Schlafenden, wohl nach Angelika Kaufmann.
Ihre Bilder wurden durch Stiche von Cipriani und Bartolozzi vervielfältigt und waren auch Vorlagen für Abziehbilder.

Vase mit gefälschtem Bindenschild

Auch bei dieser Aufsicht ist die Farbigkeit des Ornaments typisch für eine Fälschung.

Mich errreichen sehr viele Anfragen über Porzellan, und die meisten beziehen sich auf Objekte, von denen angenommen wird, daß sie aus der Wiener Porzellanmanufaktur (1718-1864) stammen. Es gibt aber nachweislich mehr Porzellan mit dem gefälschten als mit dem echten Wiener Bindenschild. Das liegt wohl vor allem daran, daß die Wiener Manufaktur 1864 aufgelöst wurde, andere Manufakturen mit bedeutenden Marken (Meissen und Sèvres) weiterbestanden und ihre Marken schützten.

Anfragen werden von mir so gut wie möglich (falls Fotos ausreichen, wie im obigen Fall) beantwortet (kein Sachverständigengutachten, keine Wertangaben). Als Gegenleistung erwarte ich allerdings, daß mir die übersandten Bilder für meine Webseiten und Publikationen zur Verfügung gestellt werden.

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Fotos: Privatbesitz, Deutschland

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